Am Nachmittag des 15. Oktober, als der Herbst sich von seiner schönsten Seite zeigte, war Dr. Yan Xu-Lackner, Direktorin des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen, zu Gast im Künstlerhaus Nürnberg. Bei den „Nürnberger Mittagslesungen“ stellte sie dem Publikum ihr Lieblingsbuch Viva Polonia des deutschen Autors Steffen Möller vor und führte einen interkulturellen Dialog über Literatur und gesellschaftliche Beobachtungen. Die Veranstaltung zog etwa zwanzig Literaturbegeisterte an.
Die „Nürnberger Mittagslesungen“ werden gemeinsam vom Künstlerhaus Nürnberg und der Stadtbibliothek organisiert und von der Sparkasse Nürnberg unterstützt. Die Reihe findet wöchentlich von Mittwoch bis Freitag zur Mittagszeit statt und lädt Gäste aus unterschiedlichen Bereichen ein, in 45-minütigen Veranstaltungen Passagen aus ihren Lieblingswerken zu lesen und gemeinsam mit dem Publikum über die Bedeutung der Texte zu sprechen. Ziel ist es, in der Mittagsstunde durch Literatur einen offenen intellektuellen Austausch zu fördern.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Moderatorin Sabine Burkhardt heraus, dass Dr. Xu-Lackners langjähriges Engagement für den deutsch-chinesischen Kulturaustausch in Verbindung mit ihrer Leidenschaft für Literatur der Lesung eine besondere Perspektive verleihe. Ihre Lesung aus Viva Polonia präsentierte ein Werk voller Humor und scharfsinniger Beobachtungen. Der Autor Steffen Möller, der seit 1994 in Polen lebt, schöpft aus seinen vielfältigen Erfahrungen als Lehrer, Schauspieler und Kabarettist und bietet damit tiefe Einblicke in den polnischen Alltag und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Dr. Xu-Lackner wählte Passagen, die den polnischen Individualismus und Improvisationsgeist hervorheben und die Nuancen des polnischen Lebens auf lebendige Weise vermitteln. In Polen, so schreibt Möller, sei das „Improvisieren“ fast zu einem Lebensmotto geworden – sei es beim Kauf von Skipässen, bei der Organisation von Hochzeiten oder bei alltäglichen Fragen des Bauens und der Stadtplanung.
Das Publikum hörte aufmerksam zu und beteiligte sich anschließend rege an der Diskussion. Mehrere Zuhörerinnen und Zuhörer betonten, dass die humorvolle Darstellung des polnischen Alltags sowohl zum Schmunzeln anrege als auch tiefere gesellschaftliche Einblicke ermögliche. Eine Teilnehmerin sagte: „Zum ersten Mal habe ich durch Literatur verstanden, wie Polen ihre täglichen Entscheidungen treffen und spontan reagieren. Diese feinsinnige kulturelle Wahrnehmung ist wirklich beeindruckend.“ Ein anderer Zuhörer hob hervor, dass die Verbindung von Lesung und Interpretation kulturelle Unterschiede lebendig und leicht nachvollziehbar mache.