23.10.2024 19:00 - 20:30

Vortrag: Neuerfindung der Vergangenheit? „Sinophone Classicism“ als Konzept der chinesischen Avantgardemusik

Am 23. Oktober darf das Konfuzius-Institut Dr. Hannes Jedeck zu einem Vortrag über chinesische Avantgardemusik begrüßen.

Der momentan wohl bekannteste chinesische Komponist Tan Dun verwendet in seiner Chorsinfonie „Nine“ (2024) Gedichte des Schriftstellers Qu Yuan aus der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.) und tritt auf musikalischer Ebene in einen Dialog mit Ludwig van Beethoven; die Multimediakomponistin Zhou Dong aus Hamburg bezieht sich in ihren jüngsten Performances auf chinesische Legenden mit weiblichen Protagonistinnen und verbindet sie mit aktuellen Themen von FLINTA und LGBTQ+ communities in der Diaspora. In verschiedenen kreativen Werken chinesischer Avantgardekomponistinnen und -komponisten lässt sich derzeit eine Rückbesinnung auf eine als chinesisch wahrgenommenen Vergangenheit beobachten. Dabei handelt es sich nicht selten um Wiederentdeckungen und Re-Interpretationen von Themen und Sujets der chinesischen literarischen und kulturellen Tradition, die auf innovative Weise mit der Gegenwart verbunden wird. Diese Vorgehensweise unterscheidet sich von der Suche nach einem „nationalen Stil“ (guofeng 国风), der ein essentialistischer Impuls zugrunde liegt.

Der Vortrag stellt beispielhaft dar, wie sich Schlüsselwerke der chinesischen musikalischen Avantgarde anhand des Konzepts „Sinophone Classicism“ interpretieren und in einen größeren Kontext einordnen lassen.

Hannes Jedeck studierte Musikwissenschaft, Sinologie und VWL an der Universität Hamburg, der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Peking University. 2019 promovierte er mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zum Thema „Chinesische Kunstmusik der 1980er Jahre.“ Er arbeitete viele Jahre als Kulturmanager für den Norddeutschen Rundfunk sowie für weitere Kultureinrichtungen in Deutschland und in China, u.a. im Projekt „Deutschland und China gemeinsam in Bewegung“ des Goethe-Instituts Peking. Seit 2021 ist Hannes Jedeck Geschäftsführender Direktor des Konfuzius-Instituts an der Universität Bonn, Lehrbeauftragter an der Abteilung für Sinologie der Universität Bonn, wo er chinesische Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts unterrichtet, sowie Dozent an der Chengdu University.

 

Zeit: Mittwoch, 23.10.2024, 19:00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut, Virchowstraße 23, 90409 Nürnberg
ODER online: https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN_iF_eNye8QneeKNJ4GPINXA

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