24.05.2016 18:15 - 00:00

"Passage to the Land of Bliss: Kṣitigarbha in the Art and Architecture of Dunhuang Mogao Caves"

Aktuell ist die Seidenstraße in aller Munde, versucht China doch gerade, die alte Handelsroute, die vor über 2000 Jahren als Verbindung zwischen Asien und Europa einen Grundstein der Globalisierung legte, wiederzubeleben. Mit dem Ausbau einer "Neuen Seidenstraße" hat die chinesische Regierung ein wirtschaftlich ambitioniertes Projekt in Angriff genommen. Im Zuge dieses Projekts gerät auch die historische Seidenstraße wieder in den Blickpunkt. Einblicke in das weite Feld der Seidenstraßenforschung gibt die sechsteilige Vortragsreihe zum Thema "Entangled Exchange: Aktuelle Forschungen zur Seidenstraße zwischen China und Europa", eine gemeinsame Veranstaltung des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen und des Lehrstuhls für Sinologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.  

Seit Ferdinand von Richthofen im Jahr 1877 den Begriff der Seidenstraße prägte, wurde die Forschung zu Han­del, Politik, und kultureller Verwobenheit entlang dieses Netzes von Handelswegen immer wieder inspiriert. Standen die Arbeiten zu Beginn des 20. Jahr­hunderts noch unter dem Zeichen kolonialistischer Expedi­tionen, ist in den vergangenen Jahrzehnten China führend in der archäologischen Erforschung der Seidenstraße im Tarimbecken. International haben sich Forscherverbünde wie das International Dunhuang Project (http://idp.bbaw.de) entwickelt, welches unter Beteiligung der großen inter­nationalen Sammlungen Manuskripte und archäologische Funde präzise digitalisiert und aufarbeitet. In Deutschland ermöglichen die Akademien der Wissenschaften fundierte Langzeitprojekte (Turfanforschungsstelle, Berlin; Hand­schriften aus Gandhāra, München; buddhistische Stein­schriften, Heidelberg). Durch die international und im deutschsprachigen Raum starke Expertise zur Seidenstra­ße wird es möglich, transkulturelle Austauschprozesse zu beschreiben, welche in ihrer Komplexität und globalen Vernetzung durchaus Parallelen zu heutigen gesellschaftli­chen Entwicklungen erkennen lassen. 

Auch im Zuge des wirtschaftlich ambitionierten Projekts einer "Neuen Seidenstraße" von Seiten Chinas gerät die historische Seidenstraße wieder in den Blick: Was prägt die gegenwärtig so starken Forschungen zu den alten Handelswegen? Wie tief verstehen wir die erhaltenen Manuskripte und Inschriften? Was ist das inhaltliche und analytische "Mehr", das uns die Seidenstraßenforschung durch ihre Arbeiten zu sozialem Leben und kulturellen Austauschprozessen ermöglicht? In der Vortragsreihe ge­ben einschlägig arbeitende Wissenschaftler Einblicke in aktuelle Themen der Seidenstraßenforschung. 

Eingeläutet wurde die Vortragsreihe am 24. Mai 2016 von Prof. Ng Zhiru mit ihrem englischsprachigen Vortrag "Passage to the Land of Bliss: Kṣitigarbha in the Art and Architecture of Dunhuang Mogao Caves".

Die Mogao-Grotten in der chinesischen Provinz Gansu gehören mit ihren beeindruckenden Buddha-Statuen, Skulpturen und Wandmalereien seit 1987 zum UNESCO-Welterbe. Ng Zhiru bezog sich in ihrem Vortrag auf den Bodhisattva Dizang, der als Beschützer der Unterwelt in China zu einer zentralen Figur des religiösen Lebens wurde. Diese Rolle erlangte er allerdings erst nach und nach in einem komplexen Transmissionsprozess, welcher sich in den Mogao-Höhlen bei Dunhuang analysieren läßt. Ng Zhiru hat zu diesem Thema einschlägig publiziert (The Making of a Savior Bodhisattva: Dizang in Medieval China, Honolulu 2007) und führte den 30 interssierten Zuhörern im Vortrag die visuellen und räumlichen Paradigmenwechsel vor Augen, die in den Mogao-Höhlen die Wandlung des Bodhisattvas nachvollziehbar machen.

Ng Zhiru ist Professorin für Religionswissenschaft am Pomona College in Kalifornien und selbst in der buddhistischen Tradition ordiniert. Nach dem Studium in Singapur, Michigan und Arizona spezialisierte sie sich auf dem Gebiet chinesisch-buddhistischer Kunst und Geschichte auf die Frage der Transformation des Buddhismus von Indien nach China entlang der Seidenstraße.

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