11.06.2008 ganztägig

Lokalisierung der Wissenschaften: Der Fall der 'Chinesischen Optik'

Herr Dr. Iwo Amelung ist Professor für Sinologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Ideen- und Wissensgeschichte des modernen China, der Wissenschafts- und Technikgeschichtsschreibung und der damit verbundenen Identitätsdiskurse. Am 11.06.08 hielt er an unserem Institut einen interessanten Vortrag zu einem Kapitel aus dem Diskurs zur Geschichte der Optik.

Er erläuterte anhand zahlreicher Textpassagen die Erklärungsversuche chinesischer Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts, die den Mohistischen Kanon (Mojing) aus dem 3. Jhdt v.Chr. zum Beweis heranzogen, dass das Wissen um die Optik in China schon lange vor der Einführung aus dem Westen bekannt war.

Durch die Textstudien sind unzählige annotierte und überarbeitete Erläuterungen zum Mojing entstanden, die zum Teil auch frühere Irrtümer weiterführten. Auch wurde der Text im Lauf der Zeit falsch reproduziert, was zu inhaltlichen Brüchen führte, die interessant, aber natürlich völlig sinnentfremdet interpretiert wurden. Abgesehen davon könnte auf der Grundlage des Textes keinesfalls irgendein physikalisches Gerät gebaut werden. Trotzdem lässt sich erkennen, das mit dieser Beschäftigung des Mojing eine Umklassifizierung des traditionellen chinesischen Schriftguts entlang der Linie westlicher Klassifikation stattfand. Und es hat mit dazu beigetragen, dass das “westliche” Wissen in China rezipiert wurde.

Gefördert durch: