31.01.2019 19:00 - 21:00

Klaviermusik und künstlerische Einblicke

Als zweite Ausstellung des eigenen Raums für zeitgenössische chinesische Kunst zeigte das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen vom 24. Januar bis 3. März 2019 in der Pirckheimerstraße Öl- und Acrylmalereien des Künstlers Li Heng, die an drei Terminen durch die Pianistin Fan Linlin musikalisch untermalt wurden.

Am Abend des 31. Januar 2019 waren zahlreiche Kunstinteressierte gekommen, um dem Klavierspiel Fan Linlins zu lauschen und sich vom Künstler selbst durch die Ausstellung führen zu lassen.  

Fan Linlin vermochte es gekonnt, Beethovens "32 Variationen in c Moll WoO 80" in Kontrast zu einem frühen Werk des zeitgenössischen chinesischen Komponisten Tan Dun, "Eight Memories in Watercolor", zu setzen, und wurde für ihr gefühlvolles Spiel mit lautem Applaus bedacht.  

Im Anschluss gab Li Heng interessante Einblicke in seine Malweise, seine Motive und seine künstlerische Karriere. Anhand einzelner Bilder in der Ausstellung machte er klar, wie er mit jedem Bild eine spezielle Stimmung ausdrucken möchte und sich seine Gefühlswelt in den Werken widerspiegelt. 

In der Ausstellung "Gleichklang– Künste im Dialog" begegnen sich Musik und Malerei in zwei chinesischen Künstlern, die beide ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Deutschland gefunden haben: die Pianistin Fan Linlin und der Maler Li Heng. Die Lebenswege der beiden zeigen zahlreiche Parallelen: Beide verließen früh ihre Heimat Urumuqi, die Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang im Nordwesten Chinas. Beide kamen für ihr jeweiliges Studium nach Nürnberg – Fan Linlin an der Hochschule für Musik, Li Heng an der Akademie der Bildenden Künste. Dieser gemeinsame Lebensweg verbindet die beiden Kunstschaffenden eng miteinander. Sie trafen zufällig in München aufeinander und verspürten eine große Vertrautheit und Verbundenheit durch ihren zufällig geteilten Lebensweg.

Im gemeinsamen Projekt für den Kunstraum des Konfuzius-Instituts stehen Malerei und Musik gleichwertig nebeneinander; viel mehr noch, sie verweben sich zu einer räumlich-künstlerischen Erfahrung. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, sich mit allen Sinnen auf die Komplexität der Kunsterfahrung einzulassen.

Li Hengs Bilder erzählen von großer Weite und Verlorenheit, der starke Pinselduktus streicht die Farbe wie der Wind auf den Hochebenen der offenen, weiten Steppe. Seine Graslandschaften sind in unwirkliches Licht getaucht. Rot-schreiende Sonnenuntergänge scheinen eine Feuersbrunst zu zeigen und entpuppen sich bei näherer Betrachtung doch als farbiges Gras. Tiefe, abgründige Grüntöne lassen das Gras wie eine Unterwasserlandschaft aussehen. Das surreale Spiel mit der Natur beherrscht der Maler meisterhaft. Durch die großen Formate kann man sich in die Bilder hineinbegeben. Der dicke Farbauftrag wirkt plastisch in den Raum hinein. Durch eine eigene Technik, die Ölfarbe abzukratzen und so Farbaufwerfungen zu erzeugen, tritt an vielen Stellen die rohe Leinwand zu Tage und wird so zum Ausdrucksmittel des Künstlers.

Ebenso in den Raum hinein entfaltet sich die Musik der Pianistin Fan Linlin. Ihre mit der Malerei korrespondierende Musik wird bei mehreren Konzerten im Verlauf der Ausstellung zu hören sein. Fan Linlin spielt Variationen von Beethoven und Tan Dun. Li Heng variiert sein Thema „Gras“ in verschiedenen Formen und Gefühlslagen, ebenso zeigt uns Fan Linlin ihre Facetten und Variationen eines der bedeutendsten deutschen Komponisten und setzt sie in Kontrast zu den Werken des zeitgenössischen chinesischen Komponisten.

Fan Linlin 樊林林

Die chinesische Pianistin Fan Linlin gilt als eine der vielseitigsten Pianistinnen ihrer Generation und nahm bereits im Jugendalter mit großem Erfolg an verschiedenen Klavierwettbewerben teil. Sie begann ihre Karriere als Jungstudentin im Alter von 12 Jahren an der Musikhochschule Xi'an in China. 2011 beendete sie das Studium an der Hochschule für Musik Nürnberg in der Meisterklasse mit Auszeichnung. Auch bei internationalen Wettbewerben gewann Fan Linlin zahlreiche Preise und erhielt diversen Stipendien.

Neben ihrer solistischen Tätigkeit gilt ihre Vorliebe dem deutschen Kunstlied. Hier ist sie bereits eine gefragte Liedbegleiterin mit umfangreichem Repertoire und arbeitet mit namhaften Sängerinnen und Sängern zusammen. 2017 absolvierte sie ein zusätzliches Masterstudium im Fach Liedgestaltung an der Hochschule für Musik und Theater München. In der Kammermusik konzertierte sie mit renommierten Künstlern und gastierte auf internationalen Festivals in Italien, China, Indien und Westafrika.

Fan Linlin unterrichtet an der Hochschule für Musik Nürnberg sowie an der Hochschule für Musik und Theater München. Für Ihre herausragenden Leistungen erhielt sie im Jahr 2011 das Stipendium des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Li Heng 李衡

Der Maler Li Heng (geb. 1979) studierte zunächst am I. E. Repin-Institut für Malerei, Plastik und Architektur in St Petersburg, Russland. Im Anschluss schrieb er sich an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg ein, wo er von 2004 bis 2009 in der Klasse von Prof. Ralph Fleck und Prof. Ottmar Hörl studierte. 2009 war er Meisterschüler in der Klasse von Prof. Hörl. Nach zahlreichen Auszeichnungen und Ausstellungen im In- und Ausland zeigt er seine großformatigen Ölgemälde nun wieder in seiner Studienstadt Nürnberg in einer Einzelausstellung.

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