06.12.2019 19:00 - 20:30

Katalogpräsentation "Everything is alive in the mess we made"

Als erste Residency-Künstlerin des Konfuzius-Instituts war die chinesische Multimedia-Künstlerin Vvzela Kook von Oktober bis Dezember 2019 zu Gast in Nürnberg. Vom 20. November bis 21. Dezember war ihre Einzelausstellung im Kunstraum des Konfuzius-Instituts zu sehen. Zur Ausstellung erschien auch ein Katalog, der am 6. Dezember präsentiert wurde. In einem Künstlerinnengespräch mit Vvzela Kook erfuhren die Gäste weitere Details zu den ausgestellten Werken, der Arbeit der Künstlerin und der Entstehung des Katalogs.   

Vvzela Kook fragt in ihren Videoarbeiten nach dem Zustand der Orte, die gebraucht und benutzt wurden und heute als Ruinen, als Brachland, als Un-Orte zurückgeblieben sind. Die verfallenen Gebäude stehen als Mahnmale der mensch­lichen Geschäftigkeit. Den Fokus legt Kook dabei immer auf die Fauna des Ortes. Pflanzen haben aufgrund ihrer oftmals historischen Relevanz das besondere Interesse der Künstlerin geweckt. So verhandelt die Arbeit „Columbus of Horticulture“ visuell den menschlichen Eingriff in die Fauna verschiedener Länder und den damit einhergehenden Machtanspruch. Die Geschichte der wissenschaftlichen Botanik ist gleich­sam Fundort für zahllose koloniale Zusammenhänge. Die Arbeit „Fragrant Little Haven“ thematisiert die Geschichte der Stadt Hongkong, und betrachtet die Namensgebung der Stadt.

Jedoch bleibt Kook bei der Betrachtung nicht in der Ver­gangenheit stehen, vielmehr leitet sie aus historischen Fragestellungen mögliche Zukunftsszenarien ab. Einige skulpturale Arbeiten zeigen in 3D-Technik gedruckte pflan­zenartige Objekte und fragen nach dem Fortbestehen der Arten und der eventuellen technischen Reproduzierbarkeit von Natur. In der eigens für den Nürnberger Kunstraum konzipierten Ausstellung „Everything is alive in the mess we made“ werden diese Werke aus den letzten Jahren mit zwei neuen, während des Arbeitsaufenthalts in Nürnberg ent­standen Arbeiten zusammengebracht. In den neuen Arbeiten folgt Vvzela Kook ihrem Interesse für historisch relevante Orte und Ruinen und deren Inbesitz­nahme durch die Natur. Häufig liegt den Werken eine post­humane Haltung und Fragestellung zugrunde: Was wird die Welt sein, wenn der Mensch nicht mehr da ist, um die Natur zu reglementieren, beziehungsweise welche Rolle spielt der Mensch, wenn er nicht mehr alleine im Zentrum steht?

Vvzela Kook ist die erste Künstlerin, die am Artist Residency Programm des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen teil­nimmt. Einmal im Jahr lädt das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen eine Künstlerin oder einen Künstler aus China für einen zwei- bis drei-monatigen Arbeitsaufenthalt ein. Wäh­rend dieser Zeit entstehen neue Kunstwerke in Bezug auf Nürnberg und die dort gemachten Erfahrungen. Das Konfu­zius-Institut möchte durch das Artist Residency Programm einen Beitrag zu einem nachhaltigen künstlerischen Aus­tausch leisten und dazu beitragen, die Nürnberger Kunst­szene weiter zu internationalisieren.

Vvzela Kook 曲淵澈(*1990 in Dalian, China) arbeitet ver­stärkt mit Sound, Video und Performance. Gleichzeitig liegen ihren, an der Grenze zwischen Wissenschaft und Kunst an­gesiedelten Projekten mitunter minutiöse Zeichenstudien zu Grunde. Diese organischen Zeichnungen schleust Kook durch technische Mittel in die Sphäre des Digitalen. Das Narrative spielt in ihrer Arbeit eine wichtige Rolle, das Storytelling ist Teil des künstlerischen Konzepts. Besonders die Vermischung von zarten Zeichnungen, 3D-Drucken und Video-Game-Optik in ihren Videos zeigt das breite Spekt­rum der Medien und Materialien, die die Künstlerin ver­siert nutzt, um ihre Recherche-basierten Projekte visuell umzusetzen. Seit 2013 lebt und arbeitet die Künstlerin in Hongkong.

Das Residency Programm des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen wird großzügig unterstützt durch das Amt für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg und das Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart.

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