Auf Einladung des „Center for Advanced Studies in the Humanities and Social Sciences“ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Zeitschrift „International Journal of Divination and Prognostication“, die zweimal jährlich im niederländischen Verlag Brill erscheint und die das Konfuzius-Institut maßgeblich unterstützt, besuchte der taiwanesische Tempel „Yi Cheng Tang“ vom 2. bis 7. Juli Deutschland.
Neben dem wissenschaftlichen Austausch mit Forscherinnen und Forschern des Instituts wurden zwei öffentliche Vorführungen des traditionellen Rituals „Fu-Luan“ (auch bekannt als „Fu-Ji“) durchgeführt – am 4. Juli in der Herz-Jesu-Kirche in Erlangen und am 6. Juli im Katharinensaal in Nürnberg. Die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg unterstützte die Veranstaltung.
Das Ritual, auch „Schreiben mit dem Phönixgriffel“ genannt, ist in Taiwan und Teilen Chinas bis zum heutigen Tag sehr verbreitet. Eine religiöse Tempel-Gemeinschaft erbittet dabei von einem Heiligen eine Botschaft. Der Heilige „steigt in den Griffel nieder“ und ermächtigt ein Medium, Schriftzeichen in einen Behälter mit Sand, Asche oder auf eine Tischplatte zu schreiben. Diese Schriftzeichen bilden die Nachricht des Heiligen, die entweder der moralischen Erneuerung der Menschheit dienen oder Antworten auf Fragen einzelner Gemeindemitglieder enthalten.
Der Luan-Vogel ist ein mythischer Vogel der chinesischen Antike, ein Bote der westlichen Himmelskönigin (Xi Wang Mu), der göttliche Botschaften überbringt. „Fu-Luan“ bedeutet daher sinngemäß „göttliche Eingebungen übermitteln“.
Während der „Fu-Luan“-Vorführungen wurden mehrere Gedichte in ritueller Weise übermittelt. Eines dieser sogenannten „Kopfzeilen-Gedichte“ (盖头诗) zeichnet sich dadurch aus, dass die ersten Zeichen jeder Zeile zusammen gelesen eine versteckte Botschaft ergeben – in diesem Fall: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg:
埃社会自由富庶经济
尔心尔志德国富强意
兰朗乾坤学术发表齐
根基稳固商学医学依
纽枢之地大学教育立
伦理并重教学相长易
堡垒矗立德意志汉系
大城古迹风光明媚宜
学风鼎盛国际闻名理
(Die Anfangszeichen der neun Zeilen ergeben: 埃尔兰根-纽伦堡大学 – also den chinesischen Namen der FAU Erlangen-Nürnberg.)
Der Sinologe Prof. Dr. Michael Lackner (FAU) kommentierte die Zeremonie vor Ort. Tommaso Previato und Dr. Yan Xu-Lackner unterstützten die Übersetzung. Insgesamt nahmen rund 120 Personen an den beiden Veranstaltungen teil.