30.04.2021 13:00 - 30.07.2021 18:00

Fotofestival Nürnberg 2021 – facing reality

Gu You, Anika Maaß und Anna Maria Bartels im Kunstraum des Konfuzius-Instituts

Fotografie, die sich mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen und Strömungen befasst, stand im Fokus des ersten Fotofestival Nürnberg 2021 – facing reality, veranstaltet von der fotoszene nürnberg e.V. in Kooperation mit dem Kunsthaus im KunstKulturQuartier. Arbeiten von Mitgliedern der Fotoszene trafen auf fotografische Positionen überregional und international geladener Gäste. Im Festivalzeitraum war das Thema Fotografie in der ganzen Stadt präsent. Der zentrale Veranstaltungsort war das Kunsthaus im KunstKulturQuartier. Nähere Informationen zum Fotofestival: https://fotofestivalnuernberg.de/ 

Der Kunstraum des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen freute sich sehr, das erste Fotofestival sowohl mit einer eigenen Ausstellung der chinesischen Fotografin Gu You 谷优 um eine internationale Position zu bereichern, wie auch als Spielort für zwei junge Fotografinnen aus dem Portfolio des Festivals, Anika Maaß und Anna Maria Bartels, vertreten gewesen zu sein.

Die erste Ausgabe des Fotofestival Nürnberg geht am 27. Juni zu Ende, es war uns eine Freude dabei gewesen zu sein. Da unsere Ausstellung coronabedingt erst Ende Mai eröffnet werden konnte, wurde die Ausstellung im Kunstraum auch über das offizielle Ende des Fotofestivals am 27. Juni noch bis Ende Juli verlängert. 

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Ausstellung Gu You 谷优


Im Rahmen des FOTOFESTIVAL NÜRNBERG 2021 präsentierte das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen in seinem Kunstraum in der Pirckheimerstraße 36 Arbeiten der chinesischen Künstlerin Gu You.

Gu You wurde 1990 in Hunan, China, geboren und wohnt und arbeitet derzeit in Berlin und Peking. Nach dem Abschluss ihres Studiums an der Beijing Film Academy mit einem Bachelor of Fine Arts zog sie 2015 nach Berlin und vollendete 2021 ihr Studium an der Universität der Künste Berlin. Aufgewachsen in einer Zeit rasanter sozialer und wirtschaftlicher Entwicklungen und geprägt durch die kulturelle Verschmelzung, wurde sie stark von Kino, Musik, Comics und Literatur geprägt. Geleitet von ihren eigenen Erfahrungen und Reisen zwischen Ost und West, schöpft sie ihre kreative Inspiration und ihre künstlerischen Themen aus ihrer Lebenserfahrung in gegensätzlichen Umgebungen und ihrer Reflexion darüber. In ihren Arbeiten untersucht sie die verschleierten historischen und kulturellen Überzeugungen, Widersprüche und letztendlich die individuellen Mentalitäten hinter dem menschlichen Verhalten.

Das dominierende Medium ihrer künstlerischen Praxis ist die Fotografie, bei der sie besondere Drucktechniken einsetzt. Fotografie ist für sie wie ein kleines Stück aus einer kompletten Geschichte, die sie selbst erzählt, dem Publikum aber trotzdem einen relativ offenen Raum zum Nachdenken lässt. Mit einer unkonventionellen Technik lässt sie die Pixel wellenförmig bewegen, was zu einer Transformation des ursprünglichen Bildinhalts führt. Die Wellenbewegung dieser neuen visuellen Elemente verwischen die Bedeutung des Fotos.  Diese Transformation hat für sie eine doppelte Bedeutung: einerseits spiegelt es ihren kognitiven Lebensraum wider und andererseits ist es ein willkommener Einstiegspunkt für den Betrachter, um ähnlich einzigartige und persönliche Interpretationen zu schaffen.

Gu Youbegann 2018 mit den Arbeiten zu ihrer Foto-Serie BURNING, die von der traditionellen Feuerdrachen-Zeremonie (烧龙) in Xiangxi, der Heimatstadt der Künstlerin in Hunan, inspiriert wurde. Historischen Texten zufolge stammt das Ritual der „Drachenverbrennung“ aus der Legende „Zhanggong erlegt den Drachen“ und wurde im Laufe der Zeit schrittweise als rituelles Gebet für ertragreiche Ernten übernommen. Es ist ein aufregendes und furchteinflößendes Ereignis, das von ohrenbetäubenden Explosionen begleitet wird. Dieses dionysische Festival gleicht einem Schlachtfeld, das gleichzeitig die Zuschauer mit seiner großen Vitalität beeindruckt.

Hervorgegangen aus der Ehrfurcht und Angst des Menschen vor dem Unbekannten, haben solche Aktivitäten wie Opfergaben und Zeremonien bis in die Gegenwart überlebt. Auch dieses Ritual war von Feuer durchdrungen, allgegenwärtig als unersetzliches Element. Blickt man auf die Geschichte der Menschheit zurück, ist das „Verbrennen“ oder das „Feueropfer“ untrennbar mit der menschlichen Interaktion verbunden, sowohl mit der Entwicklung als auch mit den Krisen der Gesellschaften. Die Rolle und das Gefühl des Feuers ändern sich abhängig von den unterschiedlichen Bedingungen der Menschheit und historischer Instanzen. Die Dichotomie, die das Feuer neben seiner Nützlichkeit zeigt, interpretiert somit die Höhen und Tiefen des Lebens und die inneren Konflikte der menschlichen Kollektivität. Die Bedeutung des Akts des Verbrennens wird durch unsere Existenz noch umfangreicher und mehrdeutiger. 

In der eigens für den Kunstraum kreierten Rauminstallation wurden sechs großflächige Arbeiten der Serie BURNING präsentiert.

Mit freundlicher Unterstützung von www.berlin.recom-art.com

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FOTOFESTIVAL NÜRNBERG 2021   facing reality

Ausstellung Anika Maaß & Anna Maria Bartels


Die fotoszene nürnberg e.V. und das Kunsthaus im KunstKulturQuartier präsentierten in Kooperation mit dem Konfuzius-Institut Arbeiten von Anika Maaß (Nürnberg) und Anna Maria Bartels (Weimar).

Anika Maaß (geb. 1990) schloss 2011 ihr Design-Studium an der TH Nürnberg ab und ist seitdem als freiberufliche Fotografin tätig. Sie zeigt erstmalig Arbeiten ihrer Foto-Serie Freitags immer Kirschen (2017-2018), in der Frauen im Fokus stehen, die sich bewusst zur Konversion entschieden haben. Die muslimischen Frauen treffen sich in Gruppen, zum Austausch, zur Weiterbildung, um Zeit miteinander zu verbringen und sich kennenzulernen. Sie erzählen die Geschichte von ihrem Weg zum muslimischen Glauben; sie erzählen noch viel mehr; aus ihrem Leben; von ihren Träumen, ihren Ängsten, ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft.

Anna Maria Bartels (geb. 1997) studiert an der Bauhaus-Universität Weimar bei Anne Schönharting. Für das Fotofestival zeigt sie erstmalig Arbeiten der Serie off-label (2020). Der Begriff Depersonalisations-/Derealisationserleben bezeichnet einen Zustand der Selbstentfremdung, bei dem Betroffene eine Veränderung ihres Persönlichkeitsbewusstseins wahrnehmen. Die Symptome dafür sind jedoch divers und schwer in Worte zu fassen. Ein verändertes Körperempfinden, veränderte Räumlichkeitswahrnehmung, emotionale Taubheit, Veränderungen der visuellen Wahrnehmung und Sinneserleben im Allgemeinen können auftreten. Betroffene nehmen ihre Umgebung wie aus einer Blase wahr, als würden sie wörtlich neben sich stehen oder wie fremdgesteuert im eigenen Körper sein. Dabei bleibt die Realitätsprüfung, das Bewusstsein dafür, dass etwas „nicht normal“ ist, intakt.

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Ausstellungszeitraum: 30.04. - 30.07.2021
Öffnungszeiten der Ausstellung:
mittwochs bis samstags 13 - 18 Uhr
Ort: Kunstraum des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen, Pirckheimerstr. 36, 90408 Nürnberg

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