25.10.2010 ganztägig - 06.12.2010 ganztägig

Erlanger Sinologen im Gespräch

Insgesamt vier Vorträge boten im Rahmen der vom Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen organisierten Vortragsreihe „Erlanger Sinologen im Gespräch“ jeden zweiten Montag in der Zeit vom 25. Oktober bis 06. Dezember 2010 die einmalige Gelegenheit, Einblicke in die Arbeit der am Lehrstuhl für Sinologie tätigen Professoren und Dozenten zu gewinnen. 
Den Auftakt der Reihe bildete der Vortrag „Transformationen des Konfuzianismus in den vergangenen 100 Jahren“ von Professor Dr. Thomas Fröhlich.

So erläuterte Prof. Dr. Thomas Fröhlich, dass der Konfuzianismus ein zentrales Element westlicher Chinabilder sei und auch in China selbst häufig als eine "Hauptströmung" der chinesischen Kultur betrachtet werde. Was "Konfuzianismus" bedeute, sei jedoch bis heute umstritten. Im Vortrag wurden unterschiedliche Auffassungen von Konfuzianismus, die innerhalb und außerhalb Chinas in den vergangenen rund 100 Jahren gesellschaftliche und politische Wirkung entfalteten, beleuchtet.

Dass die alten Chinesen durchaus erfinderisch bei der Wahl einer geeigneten Schreibfläche waren, als es vor einigen tausend Jahren darum ging, die Nachrichten der Geister „zu Papier“ zu bringen, zeigt sich in den vielen Schildkrötenpanzern und anderen Knochenstücken von Tieren, die in den Weiten Chinas in einem Dornröschenschlaf auf ihre Wiederentdeckung und Erforschung warten. Und so führt ihre Ausgrabung regelmäßig zu Verzückung und Begeisterung unter Archäologen und Sinologen, zählen sie doch zu den frühesten Zeugnissen der chinesischen Schrift. Aber auch Graffiti auf Bambus oder der Frage, welcher elektronischer Gadgets sich die Jugend Chinas von heute so zum Kommunizieren bedient, darf man sich eingehend widmen, wenn man wie Dr. Michael Schimmelpfennig einen seiner Forschungsschwerpunkte auf die Quellen sinologischer Forschung legt, der diesen unter dem Titel „Knochen, Bronzen, Bambus, Blogs – Quellen chinesischer Forschung und was sie uns mitteilen“ einem interessierten Publikum vorstellte.

Im Vortrag „Von Asteroiden und Antikvasen, Träumen und Unsterblichen. Einblicke in das Essaywerk Jia Pingwas“ von PD Dr. Monika Gänßbauer wiederum konnte man Ausschnitten aus Jia Pingwas Essays lauschen, einem außerhalb Chinas noch eher unbekannten Essayautor. Die Texte und Themen des 1952 geborenen Autors wurden im chinesischen Kulturkontext verortet, aber auch mit Charakteristika von Essays in Europa verglichen. Den Vortrag untermalten visuell Bilder von Tuschezeichnungen und Kalligrafien des Autors und haben so wohl den Werken Jia Pingwas zu dem einen oder anderen neuen Connaisseur in Deutschland verholfen.

Den Abschluss der Reihe bildete der Vortrag des erst seit Kurzem zum sinologischen Institut Erlangens hinzugestoßenen Juniorprofessors Dr. Marc Andre Matten. So ging der Vortrag „Der Gelbe Kaiser – Ahnherr der Chinesen“ der Frage nach, auf welche Weise und seit wann der Gelbe Kaiser (Huangdi) eigentlich als Ahnherr der chinesischen Nation begriffen wird und welche Konsequenzen dies für das heutige multiethnische China besitzt. So zeigte sich, dass eine genauere Analyse der Genese der Grabstätte des Kaisers in der Provinz Shaanxi hin zu einem beliebten und politisch gefärbten Touristenort interessante und weitreichende Rückschlüsse auf die nationalen Identität Chinas zu lässt.

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