27.02.2019 19:00 - 20:30

Vortrag „China im Licht der deutschen Medien“

Am 27. Februar 2019 war der Journalist und Medienkenner Dieter Soika zu Gast im Konfuzius-Institut in Nürnberg und warf einen Blick auf das China-Bild in den deutschen Medien.

Während das Reich der Mitte im Weltgeschehen immer prominenter auftritt, nimmt es in der Berichterstattung in Deutschland weiterhin nur einen kleinen Teil ein, der Tenor ist oft eher negativ. Was die Medien vermitteln, ist prägend für gesellschaftliche Vorstellungen von anderen Regionen, vor allem wenn diese geografisch weit entfernt und deshalb persönlich schwer greifbar sind. Mediale Berichterstattung kann so schnell Freund- oder Feindbilder erzeugen. Das öffentliche Bewusstsein wird geprägt von dem, was die Massenmedien vermitteln, vor allem in der heutigen Zeit, wo sich durch digitale Medienangebote und Social Media jeder zu jeder Zeit über aktuelles Geschehen informieren kann und Nachrichtenereignisse oft in der Öffentlichkeit stattfinden. Doch kann man dem, was in den Massenmedien geschrieben wird, ohne genaue Reflektion vertrauen? Dieter Soika zitierte dazu den berühmten Soziologen Niklas Luhmann: "Andererseits wissen wir so viel über die Massenmedien, dass wir diesen Quellen nicht trauen können." Soika verglich den Nachrichtenprozess mit einem Kaffefilter, durch den ein Ereignis, über das berichtet wird, erst durch verschiedene Ebenen wie Politik, Wirtschaft, Religion und Verlagswesen „gefiltert“ wird, bevor es über die Medien zum Empfänger gelangt.

In den deutschen Medien wird tendenziell ein eher negatives China-Bild dargestellt. Soika zitierte zahlreiche Schlagzeilen aus großen Zeitungen über China, z.B. zu Themen wie die Übernahme deutscher Unternehmen durch chinesische Firmen, technische Entwicklungen wie das 5G-Netz, oder die Energiepolitik der chinesischen Regierung. Fazit: Die Berichterstattung ist sehr einseitig und erfordert oft ein tiefergreifendes Hintergrundwissen, um zu erkennen, dass die Thematik weitaus differenzierter ist. Doch zum Glück gibt es für Interessierte auch alternative Nachrichtenquellen, die einen differenzierteren Blick auf China geben. 

Dieter Soika ist Journalist und Unternehmer. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er bereits Mitte der 1960er Jahre bei Zeitungen wie der Westdeutschen Allgemeinen (WAZ). Nach Zeitungsvolontariat und Studium (Publizistik, Soziologie, Volkskunde) war er Redakteur der Rheinischen Post in Düsseldorf und der Neuen Ruhr Zeitung (NRZ) in Essen. Ab 1981 leitete er 27 Jahre lang als Chefredakteur drei Regionalzeitungen: Mittelbadische Presse in Offenburg, Westfalenpost in Hagen und Freie Presse in Chemnitz, die zu seiner Zeit mit 400.000 Exemplaren Auflage und rund einer Million Lesern die größte ostdeutsche Zeitung war. 2008 gründete Dieter Soika ein Unternehmen, das sich mit Compliance und Krisenkommunikation beschäftigt, und Unternehmen weltweit bei der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität wie Korruption, Betrug, Untreue, Insolvenzdelikten sowie Produkt- und Markenpiraterie unterstützt. 

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