19.07.2017 18:00 - 20:00

Shenzhen und Nürnberg im Dialog

Diskussionsforum "Städtische Entwicklung und Kunst im öffentlichen Raum"

Am 19. Juli 2017 lud das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen in Kooperation mit dem Bildungscampus der Stadt Nürnberg und Shangqi Art in Shenzhen zu einem öffentlichen Forum mit dem Thema „Städtische Entwicklung und Kunst im öffentlichen Raum“ in den Fabersaal im Bildungszentrum ein. Die Veranstaltung fand anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Regionalpartnerschaft Nürnberg-Shenzhen und im Rahmen der Ausstellung „Interaction – Contemporary Chinese Art in Nuremberg“ statt. Experten und Gäste aus Nürnberg und China kamen dabei zusammen, um über die Verstädterung und öffentliche Kunst in deutschen und chinesischen Städten zu diskutieren.

Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute bereits in Städten, mit steigender Tendenz. Die Millionenmetropole Shenzhen gilt als Chinas Boomtown, sie ist eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Aus einem kleinen südchinesischen Küstenort wuchs innerhalb von knapp drei Jahrzehnten in atemberaubender Geschwindigkeit eine wohlhabende Wirtschaftsmetropole mit heute rund 15 Millionen Einwohnern. Mit der zunehmenden Urbanisierung wächst in China wie in Deutschland auch die Kulturdichte in den Städten. Während sich Naturlandschaften je nach Klimazone und Bodenbeschaffenheit stark unterscheiden, gleichen sich viele moderne Städte wie ein Ei dem anderen. Die Kreativität von Künstlern und Architekten trägt dazu bei, Städten einen individuellen Charakter zu verleihen und schafft Symbole, welche das Selbstverständnis der Stadt wiederspiegeln. So löst bei Nürnbergern der Anblick des Dürerhasen Heimatgefühle aus und bei einem Shenzhener der KK100 Tower.

Eine Gegenüberstellung von Kunst im öffentlichen Raum in China und Deutschland beginnt mit der Definition des Begriffs. Öffentlicher Raum ist im Grunde was wir betreten, wenn wir die Wohnungstür hinter uns ins Schloss fallen lassen. Wir verlassen den privaten Raum unserer Familie und gelangen in einen großen, sehr sozialen Raum, welchen wir nicht im gleichen Maß allein gestalten können. Denn für dessen Gestaltung ist ein breiterer Konsens nötig, weshalb Kunst im öffentlichen Raum oft durch staatlich legitimierte Organe in Auftrag gegeben oder genehmigt wird. Je nachdem wie partizipativ und flexibel ein Staatssystem ist, umso vielfältiger gestaltet sich auch die Kunst, die im öffentlichen Raum entsteht. Während unter Mao Zedong in China öffentlicher Raum bis auf das letzte Detail zentral reguliert wurde, spiegelt die Kunst im öffentlichen Raum heute eine pluralistischere Gesellschaft wieder. Aber zu welchem Grad spiegelt sie unterschiedliche Anschauungen und Stile wieder? Und wie ist das in Deutschland? Wer entscheidet, was im öffentlichen Raum entstehen darf? Sieht sich Shenzhen als Planstadt und konnte die Kunst mit dem schnellen Wachstum mithalten, bzw. förderte dieses sogar die Kreativität? Wie verhält es sich mit Nürnberg, der über Jahrhunderte im Vergleich langsam gewachsenen Stadt?

Diesen und ähnlichen Fragen versuchte das Forum des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen auf den Grund zu gehen. Dabei kamen deutsche wie auch chinesische Kunst- und Stadtplanungsexperten zum Wort. Dr. Karla Görner-Schipp, Leiterin des Fachteams Gesellschaft und Kultur im Bildungszentrum der Stadt Nürnberg, gab einen kurzen Überblick über die historische Entwicklung der Kunst im öffentlichen Raum und die Wirkung, die diese auf die Bürger einer Stadt haben kann, und zeigte konkrete Beispiele in Nürnberg auf. Der Leiter des Nürnberger Stadtplanungsamts Siegfried Dengler ging auf den Stellenwert ein, den Kunst für die Stadtentwicklung und -planung hat und wie Kunst nachhaltig das Image einer Stadt verändern kann. Der Streetart-Künstler Julian Vogel betonte auch die soziale Komponente der Kunst im öffentlichen Raum und zeigte Streetart-Beispiele aus Nürnberg auf. Einen generellen Blick auf das Thema Kunst, Stadtbild und Stadtentwicklung in China konnte der Gesandte-Botschaftsrat der Kulturabteilung der Chinesischen Botschaft in Berlin, Herr Chen Ping, beisteuern. Die in Nürnberg ansässige chinesische Galeristin und Künstlerin Ma Sai, die schon in verschiedenen Städten in China und Deutschland gelebt hat, berichtete von ihrer persönlichen Erfahrung mit Kunst im öffentlichen Raum in den beiden Ländern. Yang Yong, Kurator (u.a. der Ausstellung „Interaction“ des Konfuzius-Instituts), Foto- und Videokünstler aus Shenzhen, zeigte in seiner Präsentation Beispiele für verschiedene Kunstprojekte im öffentlichen Raum in China, speziell in Shenzhen. Moderiert wurde das Forum von Prof. Dr. Marc Matten, Professor für Zeitgeschichte Chinas am Lehrstuhl Sinologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

 

 

Zeit: Mittwoch, 19. Juli 2017, 18 - 20 Uhr
Ort: Fabersaal im Bildungszentrum Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 2, 90403 Nürnberg

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