06.07.2015 ganztägig

Papiergeld und Salz – Marco Polo war in China

Hans Ulrich Vogel, Professor für Geschichte und Gesellschaft Chinas an der Eberhard Karls Universität Tübingen, ist im Frühjahr 2015 als Gastwissenschaftler am Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung (IKGF) in Erlangen tätig. Er informierte die Gäste des Konfuzius-Instituts am 22. Juni in Erlangen und am 6. Juli in Nürnberg mit dem Vortrag "Marco Polos Millionen: War der Venezianer in China"über den neuesten Wissensstand in der Marco-Polo-Forschung.

Während Marco Polos (1254-1324) Reisebericht über das damals weitgehend unbekannte Reich der Mitte europaweit eine große Leserschaft begeisterte, gab es in der Forschung schon seit jeher Zweifel daran, ob Marco Polo tatsächlich selbst in China gewesen war. In der Literatur existieren gegensätzliche Ansichten bezüglich der Reiseroute des Entdeckers und seinen Beschreibungen: So blieben z. B. wichtige Aspekte der chinesischen Kultur wie die chinesische Schrift, die Große Mauer, oder die Teekultur von ihm unerwähnt. Professor Vogel legte in seinem Vortrag, basierend auf seinem 2012 erschienenen Buch „Marco Polo was in China: New Evidence from Currencies, Salts and Revenues"  seine Beweise für eine Anwesenheit Polos in China dar.

In seiner Forschung konzentrierte er sich auf die Bereiche Währung, Salz und Steuern, und verglich Aussagen dazu aus Marco Polos Aufzeichnungen mit anderen schlüssigen chinesischen Quellen aus späterer Zeit. Beispielsweise beschreibt Polo die Rohstoffe und die Beschaffenheit des damals in Europa noch völlig unbekannten Papiergelds sehr genau. Diese Äußerungen decken sich präzise mit verlässlichen chinesischen Quellen. Ähnliche Überschneidungen fand Vogel unter anderem auch in den Beschreibungen von Kaurimuscheln als gängige Währung für kleine Beträge, sowie in den genauen Angaben Polos zu den Salzgewinnungsgebieten und der Verwendung von Salz als Geldersatz in der Provinz Yunnan.

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