13.12.2020 15:00 - 16:30

Online Artist Talk mit Martin Wehmer

Mit der Verlängerung des Lockdowns bis in den Januar muss unser Kunstraum in der Pirckheimerstraße 36 vorerst geschlossen bleiben. Doch glücklicherweise ermöglichen die großen Fensterflächen auch von außen einen sehr guten Einblick in die aktuelle Ausstellung von Martin Wehmer und laden ein zum Betrachten der großflächigen, farbenfrohen Arbeiten. Da die von außen gut einsehbaren Ausstellungsräume jeden Abend bis 20 Uhr beleuchtet sind, bietet sich auch der Feierabend für einen Kunstspaziergang an. Die "Schaufenster-Ausstellung", die noch bis 16. Januar 2021 läuft, bietet einen retrospektivischen Eindruck der bisherigen Schaffensphase des deutschen Malers Martin Wehmer in China. 

Den Künstler selbst konnten wir am 13. Dezember zumindest virtuell aus seinem Pekinger Studio, in dem er bereits seit 2014 arbeitet, in unseren Kunstraum nach Nürnberg bringen. In einem Online Artist Talk sprach Martin Wehmer live aus Peking mit der Kölner Galeristin Anja Knoess und unserem Kunstbereichsleiter Ronald Kiwitt über seine Arbeit und wie sein Leben in China seine Kunst beeinflusst hat.

Während einer Künstlerresidenz im Jahr 2008 entschied sich der bis dato in Freiburg lebende deutsche Maler Martin Wehmer (geb. 1966), sein Leben nach China zu verlagern. Bereits im darauffolgenden Jahr 2009 erreichte er Bekanntheit als Kurator der Beijing 798 Biennale, der ersten Biennale des Pekinger Kunstviertels Dashanzi, die international für Aufmerksamkeit sorgte. Als Gastdozent lehrte er 2009 Malerei an der Central Academy of Fine Arts 中央美术学院 (CAFA Beijing), 2012 folgte ein Lehrauftrag an der Art Academy Tianjin 天津美术学院. In den Jahren 2010, 2011 und 2015 lehrte er im Auftrag der UdK Berlin im Rahmen der Chinesisch-Deutschen Kunstakademie 中德艺术研究院 an der China Academy of Art in Hangzhou 中国美术学院 und bereitete dort junge chinesische Künstler*innen auf ihr Austauschjahr in Deutschland an der UdK Berlin vor. In der Zeit seiner Lehrtätigkeiten an renommierten chinesischen Kunstakademien hatte Martin Wehmer starken Einfluss auf viele chinesische Nachwuchskünstler*innen, deren spätere Karriere er grundlegend prägte. Zu seinen Schüler*innen gehörten u.a. die kantonesische Malerin Liang Manqi 梁曼琪 (geb. 1986) und der Maler Jiang Cheng 姜琤 (geb. 1985) aus Zhejiang, die beide aktuell von internationalen Galerien vertreten werden.

Neben seiner Lehrtätigkeit hat Martin Wehmer nie seine Berufung als Maler vernachlässigt. In seinen Werken, die er regelmäßig u.a. in Peking, Shanghai, Hongkong und Köln ausstellt, wurde schnell ein chinesischer Einfluss sichtbar. Eindrücke seines chinesischen Alltags lassen sich in Martin Wehmers malerischer Ausdrucksweise, seinen Sujets und Titeln ablesen. Seine Arbeiten wurden zuletzt in der Hongkonger Galerie Contemporary by Angela Li, Galerie Anja Knoess (Köln), Galerie Albert Baumgarten (Freiburg), Leo Gallery (Shanghai), Pékin Fine Arts (Peking) und der Residenz des deutschen Botschafters in Peking gezeigt.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten, die Martin Wehmer in China produziert hat. Die frühe Serie Sun Wukong nimmt Bezug auf den berühmten Affenkönig Sun Wukong 孙悟空 aus dem chinesischen Klassiker Die Reise in den Westen 西游记. Der fliegende Affenkönig mit Zauberkräften ist eine äußerst populäre Figur in China. Inspiriert durch Elemente des auf Die Reise in den Westen basierenden Animationsfilms von 1965, konzentriert sich Martin Wehmer auf fließende Formen und die Bewegungen des Affenkönigs, die er mit imposanter Energie und starkem Duktus schwungvoll auf die Leinwand überträgt.

In seiner neuesten Serie MaJiangBu 麻将布arbeitet Martin Wehmer collagenartig Stoffteile und Bänder aus Mahjongg-Spielsets in seine Malerei mit ein. Er stellt damit einen direkten Bezug zu dem in China äußerst beliebten Gesellschaftsspiel her. Die Textilfragmente werden auf ihre Farblichkeit und Materialität reduziert,  es entstehen Kompositionen aus Textil und Ölfarbe auf Leinwand. Bei der Betrachtung wird klar, wie die geometrischen Formen der textilen Strukturen die westliche Abstraktion aufgegriffen haben. Die Ausstellung wird kuratiert von Ronald Kiwitt.

Neben der "Schaufenster-Ausstellung" werden jeden Freitag unter dem Motto „Friday = Art Day“ auf den Instagram- und Facebook-Kanälen des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen Highlights rund um die Ausstellung und den Kunstbereich des Instituts gezeigt. 

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