04.04.2019 19:00 - 20:30

Käthe Kollwitz in China: Vom Untergrund in die Akademie

Vortrag von Emily Mae Graf im Rahmen der Ausstellung "Heraus aus den Salons! Bildergeschichten und Propaganda im China des 20. Jahrhunderts"


Vom 22. März bis 4. Mai 2019 zeigt das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen in Koope­ration mit der Sinologie der FAU Erlangen-Nürnberg, dem Shanghai Propaganda Poster Art Center und dem Käthe-Kollwitz-Museum Berlin eine Übersichtsausstellung zur visuellen Kultur im China des 20. Jahrhunderts, die zahlreiche Poster und Exponate zusammenbringt, die die Umbrüche und Neuorientierungen in der jüngeren chinesischen Geschichte widerspiegeln. Als einen der thematischen Schwerpunkte zeigt die Ausstellung den kunsthistorisch transkulturellen Moment, als im China der 1920er und 30er Jahre durch die Vermittlung des Literaten Lu Xun die Ästhetik und Technik der deutschen Grafikerin Käthe Kollwitz rezipiert wurde. Das woodcut movement war einer der Motoren in der chinesischen Moderne und wirkt bis heute nach.

Am 4. April war Emily Mae Graf (Freie Universität Berlin), Co-Kuratorin der Ausstellung, zu Gast in Nürnberg und hielt einen Vortrag über den Einfluss der Kunst Käthe Kollwitz‘ in China. Der Vortrag ging den Spuren der deutschen Künstlerin Käthe Kollwitz (1867-1945) in China nach, wo ihr Werk bis heute große Wertschätzung findet. Dort prägte sie nicht nur als Schlüsselfigur die chinesische Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, sondern ist auch in der praktischen Kunstausbildung an der Chinesischen Akademie der Künste seit Jahrzehnten fest verankert. Warum fanden ihre Werke in der alternativen Kunstszene der 1930er Jahre in Shanghai so großen Anklang? Welche „Käthe Kollwitz“ kam in China an und wie machten sich chinesische Künstlerinnen und Künstler ihr Werk zu eigen? Wie veränderte sich ihre Rezeption mit der Gründung der Volksrepublik 1949, als sie aus dem „Untergrund“ in die „Akademie“ gehoben wurde? Mit ihren Einblicken in Kollwitz’ Spuren in China versuchte Emily Mae Graf den Zuhörern die Entwicklung der chinesischen Druckkunst des 20. Jahrhunderts, die vom Holzschnitt bis zum politischen Poster reichte, anschaulich zu machen.

Emily Graf studierte und promovierte an der Universität Heidelberg im Fach Sinologie und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sinologie an der Freien Universität Berlin. Ihre Forschung beschäftigt sich mit der Museumswelt und Erinnerungskultur in der VR China und Taiwan. Forschungsaufenthalte führten sie an die National Taiwan University in Taibei, an die Renmin University in Peking und zahlreiche Feldforschungsreisen auch quer durch China.

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