Prof. Dr. Felix Wemheuer eröffnete mit dem Vortrag Maos Rebellen: Erinnerungen an die Kulturrevolution die gemeinsame Reihe des Konfuzius-Instituts mit der Sinologie der FAU Abschied von der Revolution? Neue Forschungsätze zur modernen Geschichte Chinas.
Vereinfachend lässt sich die Kulturrevolution in drei Phasen unterteilen: Die Revolution durch Rotgardisten und Rebellen 1966-68, die Machtübernahme durch die Armee 1968-70 und das Erstarken alter Kräfte und Restauration von 1971-76. Insbesondere die erste Phase und die Rolle der Rebellen in den nördlichen Provinzen Shandong, Heilongjiang und Shanxi finden Professor Wemheuers wissenschaftliches Interesse. Mit der Technik der Oral History untersucht er mit langen Interviews die Sichtweise und Einschätzung der Ereignisse der Kulturrevolution und die Auswirkungen auf den weiteren Lebenslauf einiger wichtiger Rebellenführer unterschiedlicher Gruppierungen. Der zum Teil bewaffnete Kampf, der damals den Funktionären der Kommunistischen Partei galt, wurde unter anderem mit Gefängnis oder Zwangsarbeit in den siebziger und achtziger Jahren bestraft. Der Rückblick auf diese Zeit verläuft ganz unterschiedlich, wie es in den Gesprächen deutlich wird – eine fragmentierte Erinnerung. Was die meisten aber eint, ist der Gedanke mit ihren Handlungen eine Loyalität zu Mao und der kommunistischen Idee ausgedrückt zu haben und somit lediglich Erfüllungsgehilfen gewesen zu sein.
Die anschließende Diskussion stellte die Frage nach einer wissenschaftlichen und/oder gesellschaftlichen Aufarbeitung der Ereignisse. Wann der Zeitpunkt gekommen sein wird und in welcher Art und Weise die chinesische Gesellschaft sich diesem Thema nähern wird. Eine literarische Beschäftigung mit der Kulturrevolution mit der sogenannten Wunden-Literatur in den achtziger Jahren hat bereits einen großen Beitrag dazu geleistet.
Felix Wemheuer ist Professor für Moderne China-Studien an der Universität zu Köln. Zu seinen Veröffentlichungen gehören „Famine Politics in Maoist China and the Soviet Union" (Yale UP 2014) und „Mao Zedong" (Rowohlt 2009). Von 2000 bis 2002 studierte er an der Volksuniversität in Peking „Geschichte der KPCh", von 2008 bis 2010 war er als Gastwissenschaftler am Fairbank Center for Chinese Studies an der Harvard University tätig.
Teil der Vorlesungsreihe "Abschied von der Revolution? – Neue Forschungsansätze zur modernen Geschichte Chinas"
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Kollegienhaus
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