17.10.2016 19:30 - 21:00

Freud und Leid – Lesung von Yan Lianke und Ulrich Kautz

Am 17. Oktober 2016 waren – eingeladen vom Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek der Stadt Nürnberg – der Autor Yan Lianke und sein deutscher Übersetzter Ulrich Kautz zu Gast in Nürnberg. Sie lasen aus dem Roman "Lenins Küsse", der dieses Jahr ins Deutsche übertragen wurde. 

Im Original heißt der Roman "Shouhuo", einem Kunstwort, welches den Dialekt in Henan nachahmt und so viel wie Freud und Leid bedeutet. Erzählt wird darin die Geschichte einer Dorfgemeinschaft in den Bergen der zentralchinesischen Provinz, die zum Großteil aus Behinderten besteht. Hauptfiguren sind Großmutter Mao Zhi und der Kreisvorsteher Liu Yingque. Sie hat bereits am Langen Marsch teilgenommen und wollte einst das Dorf in die kommunistische Moderne führen, was sie dann auch tat, mit allen Konsequenzen und Katastrophen der jüngsten chinesischen Geschichte. Der Kreisvorsteher Liu sieht zu der Zeit, in der die Haupthandlung des Romans spielt, Ende der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts, die Chance, durch den Erwerb des Leichnams Lenins von dem seiner Meinung finanziell angeschlagenen russischen Staat den Tourismus in der Region anzukurbeln und dort paradiesische Verhältnisse zu schaffen. Um Kapital für den Ankauf des Leichnams zu bekommen, will er aus den besonderen Fähigkeiten und der Geschicklichkeit der Dorfbewohner Gewinn ziehen. Er stellt eine Zirkustruppe – besser gesagt Freak-Show – zusammen und geht damit auf Tournee. Die Zuschauer und die Einnahmen strömen...

Die zahlreichen Zuhörer in der Stadtbibliothek Nürnberg folgten gebannt den Lesungen des Autors Yan Lianke und seines Übersetzers Ulrich Kautz, welcher immer wieder auch als Dolmetscher fungierte und mit Erklärungen den Abend bereicherte. 

Yan Lianke, 1958 geboren, gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellern Chinas. Er schreibt jenseits von Sprachregelungen und Denkverboten. Er hat alle wichtigen Preise Chinas gewonnen und muss doch ständig mit der Zensur kämpfen. Einige seiner Romane wurden sofort nach dem Erscheinen verboten, andere haben eine riesige Leserschaft. 

Seine Preise: Buch des Jahres der New York Times und des New Yorker 2012, Finalist des Man Booker International und Kafka-Preises 2013 

Die Lesung in der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg ist Teil der Lesereihe "Literatur ohne Grenzen". Literatur ohne Grenzen ist die Lesereihe des Amts für Kultur und Freizeit / Inter-Kultur-Büro und des Bildungscampus Nürnberg. Autorinnen und Autoren aus aller Welt sind zu Gast und präsentieren ihre Werke in ihrer Muttersprache – dazu gibt es deutsche Übersetzungen.

© Foto des Schriftstellers: Eichborn Verlag

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