Am Mittwoch, den 16. November 2016, wurde in den Manhattan-Kinos in Erlangen das 4. Chinesische Filmfestival des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen eröffnet. In diesem Jahr richtet das Filmfestival unter dem Motto "Chinas Ränder" seine Aufmerksamkeit auf ein in Deutschland weithin unbekanntes China. Es ist den sogenannten nationalen Minderheiten Chinas gewidmet, ihren Besonderheiten und ihren ganz eigenen Identitätsfindungen. Dabei werden sowohl Filme von Angehörigen dieser ethnischen Gruppen als auch von Regisseurinnen und Regisseuren der Mehrheitsbevölkerung der Han-Chinesen gezeigt – so entsteht aus dem Wechselspiel von Blicken von innen und von außen ein differenziertes Bild der komplizierten und vielschichtigen Befindlichkeiten von Minoritäten im chinesischen Staat. Musik und religiöse Traditionen, die Gegensätze des ländlichen und städtischen Lebens, die Gratwanderung in der Grauzone zwischen Anerkennung alter Bräuche und dem Druck der Modernisierung, aber auch der Kampf um das schiere Überleben in den ökonomischen Zwängen der Gegenwart spielen eine entscheidende Rolle in den hier gezeigten Filmen.
Zum ersten Mal findet das Filmfestival, das von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Verein Das Lamm muss laufen! sowie der Kulturförderung der Stadt Erlangen unterstützt wird, in zwei Städten statt. Neben den Manhattan-Kinos in Erlangen werden dieses Jahr die elf Spiel- und Dokumentarfilme auch im Casablanca Filmkunsttheater in Nürnberg gezeigt.
Am Eröffnungsabend waren zahlreiche Gäste nach Erlangen gekommen, um den Eröffnungsfilm "Tharlo" des mehrfach preisgekrönten tibetischen Regisseurs Pema Tseden zu sehen. Leider konnte der Regisseur nicht wie geplant vor Ort in Erlangen sein, da sein Film "Tharlo" – überhaupt sein erster Film – am 18. November, also zwei Tage später als bei unserem Festival, in Nordwestchina und Tibet ins Kino kam. Als Ersatz wurde dem Publikum – nach Begrüßungsreden von Dr. Yan Xu-Lackner, Peter Zwingmann vom Manhattan-Kino, Christoph Müller-Hofstede von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Erlanger Kulturreferenten Dr. Dieter Rossmeissl – eine Grußbotschaft von Pema Tseden sowie ein Videointerview mit ihm gezeigt, welches die Zuschauer schon auf den Film vorbereitete. Im Anschluss an die Filmvorführung von "Tharlo", einer Geschichte über einen tibetischen Schafhirten, dessen Begegnung mit einer jungen Friseurin sein Leben komplett verändert, hatten die Zuschauer noch die Gelegenheit, dem anwesenden Co-Kurator des Filmfestivals, Herrn Shui Guai, sowie der Regisseurin Wu Na, die mit ihrem Film "Song and Moon" beim Festival zu Gast ist, Fragen zu stellen. Zahlreiche verschiedene Themen wie beispielsweise der Tibetbezug des Films, das Leben in Armut, die Finanzierung des Films und Möglichkeiten für junge Filmemacher aus Tibet und anderen ethnischen Minderheiten kamen zum Gespräch. Mit vielen neuen Eindrücken und Hintergrundwissen konnten sich die Zuschauer noch über ihre Eindrücke zum Film beim anschließenden Büffet austauschen. Das Fazit der Gäste fiel einhellig aus: Die universelle Geschichte der Suche nach der eigenen Identität macht "Tharlo" zu einem faszinierenden und sehr sehenswerten Film.
Noch bis zum 20. November haben alle China- und Filminteressierten die Möglichkeit, Filme über das Leben der nationalen Minderheiten in China in Erlangen oder Nürnberg anzuschauen. Spielplan
Am Sonntag, den 20. November gibt es im Nürnberger Casablanca um 20 Uhr noch die Chance, der Regisseurin Wu Na im Anschluss an ihren Film „Song and Moon“ Fragen zu stellen.