04.10.2017 19:30 - 22:00

East meets West: Klänge zum chinesischen Mondfest

Konzert mit dem Kammerorchester Louis Spohr unter der Leitung von Hongjia Cui 崔鸿嘉
Solistin: Katalin Hercegh

 

Zum ersten Mal gab es in diesem Jahr die Möglichkeit, das chinesische Mondfest in Nürnberg mit einem Konzert des Konfuzius-Instituts in der Meistersingerhalle zu feiern. Das Mondfest, auch Mittherbstfest genannt, ist der zweitwichtigste Feiertag in China. Das Fest fällt immer auf den 15. Tag des 8. Monats des chinesischen Mondkalenders, in diesem Jahr auf den 4. Oktober. Traditionell kommen an diesem Feiertag Familien und Freunde zusammen, essen gemeinsam und betrachten miteinander den Mond, der wegen des Vollmonds am Mittherbstfest besonders hell leuchtet. Wer den Tag nicht zusammen mit seinen Verwandten verbringen kann, ist durch einen Blick in den Nachthimmel in Gedanken bei seiner Familie.

Um auch den Nürnbergern diese schönen Traditionen näher zu bringen, lud das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen am Abend des 4. Oktober alle Musik- und Kulturinteressierten aus der Region ein, gemeinsam das chinesische Mondfest mit einem besonderen Konzert des Kammerorchesters Louis Spohr unter der Leitung des chinesischen Dirigenten Hongjia Cui zu feiern.

Zahlreiche Neugierige folgten der Einladung und erhielten zur Begrüßung in der Meisteringerhalle eine Aster überreicht: Chrysanthemen und Astern werden in China traditionell zum Mondfest verschenkt. Nach einem Grußwort von Nürnbergs Bürgermeister Dr. Klemens Gsell und der Begrüßung durch die Direktorin des Instituts Frau Dr. Xu-Lackner stand die erste Hälfte des Musikprogramms ganz im Zeichen der westlichen Klassik: Auf Mozarts Sinfonie Nr. 1 Es-Dur KV 16 – die der Komponist im zarten Alter von neun Jahren schrieb – folgte sein Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219. Neben den großartigen Musikern des Kasseler Kammerorchesters Louis Spohr unter der Leitung des charismatischen Dirigenten Hongjia Cui begeisterte bei diesem Stück vor allem die Solistin Katalin Hercegh, Mitbegründerin des Orchesters, mit ihrem energiegeladenen und gefühlsgewaltigen Spiel.

Nach der Pause gab es noch ein weiteres westliches Stück, jedoch in einer ganz besonderen Variante: Zu den Klängen von Claude Debussys „Clair de lune“ rezitierte Prof. Dr.-Ing. Hou Cangbao, Professor an der TH Nürnberg, das „Shǔidiào Gētóu“, eines der bekanntesten chinesischen Gedichte von Su Shi (1036 – 1101), in dem es um den Mond und das Mondfest geht. Getreu dem Motto „Der Osten trifft auf den Westen“ hatte der Dirigent Hongjia Cui für den zweiten Teil des Konzerts zwei Stücke zeitgenössischer chinesischer Komponisten ausgewählt, die sich mit der Natur und den ethnischen Minderheiten im Süden Chinas beschäftigen. Der Komponist Shao En beschreibt in seiner Sinfonie in vier Sätzen „Eindrücke aus dem Leben der Hani“ verschiedene Szenen aus dem Alltagsleben dieser chinesischen Minderheit, die in den Provinzen Yunnan und Guizhou im Süden Chinas wohnen. Zum Abschluss des Konzerts bot das Stück „Tanz der Gebirge“ von Zhang Zhao sehr lebensfrohe und beschwingt Musik, in der verschiedene Stile und Rhythmen des Yi-Volkes vereint wurden. Die Musiker wurden mit großem Applaus belohnt, und bevor sich die Gäste in die mondhelle Nacht verabschiedeten, sorgte ein erneutes gemeinsames Lesen des „Mondgedichts“ aller anwesenden Gäste noch für einige unvergessliche Momente.     

 

Kammerorchester Louis Spohr

Im Jahr 2006 gründeten Katalin Hercegh (Violine), Joachim Schwarz (Viola) und Wolfram Geiss (Violoncello) in Kassel das Kammerorchester Louis Spohr, benannt nach dem Komponisten und Geiger Louis Spohr, der im 19. Jahrhundert über Jahrzehnte das Musikleben prägte. In unterschiedlichen Besetzungen, vom Kammermusikensemble bis hin zum großen Orchester, bieten die Musiker ein Repertoire vom frühen Barock über Klassik und Romantik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen: spannungsvolle und energiegeladene Interpretationen, die alle Sinne des Zuhörers ansprechen. Im Jahr 2009 erhielt das Orchester den Kulturpreis der Stadt Kas­sel. Es ist regelmäßiger Gast bei den Kasseler Musiktagen und pflegt seit 2014 eine feste Konzertreihe in Kassel mit renommier­ten Gästen. Überregionale Auftritte, wie beispielsweise beim Al­tenberger Kultursommer, unterstreichen den Ruf des Ensembles auch weit über die Grenzen seiner Heimat Kassel hinaus. Seit 2017 leitet mit Hongjia Cui erstmals ein Chefdirigent das Ensemble und wird in den nächsten drei Jahren beim Kammerorchester die künstlerische Verantwortung übernehmen. Mit einer Konzertreihe quer durch den Osten und Südosten Chinas wird dieses Jahr besonders ereignisreich für das Orchester: Auf der Konzerttour werden die Kasseler Musiker einige der schönsten Konzertsäle von Shanghai bis Hangzhou bespielen dürfen.

Hongjia Cui

wurde in Peking geboren und begann schon in jungen Jahren Klavier und Fagott zu spielen. Er schloss sein Studi­um mit Bestnoten ab und erhielt das Meisterdiplom in München. Während seines Studiums belegte er den 2. Platz der internatio­nalen „China Chamber Music Competition“ und wurde Stipen­diat der „Villa Musica“ und des DAAD. Seit Oktober 2002 ist er Solo-Fagottist bei den Münchner Symphonikern. Cui ist nicht nur als Fagottist tätig, sondern verfolgt auch eine Dirigentenkarriere. Er studierte an der Berner Musik­hochschule bei Professor Dominique Roggen und erhielt dort sein Dirigier-Diplom mit höchsten Noten. Seit 2014 leitet er als Generalmusikdirektor das Shenzhen Grand Theatre Philharmonic Orchestra. Im Mai 2014 wurde Cui als erster chinesischer Staatsbürger eingeladen, die Prager Symphoniker zu dirigieren. Weitere Stationen seiner Dirigentenkarriere waren u.a. bereits das Orchester in Ho Chi Minh City, das Saigon Philharmonic Orchestra, das Chicago Chamber Orchestra, das Metro Chamber Orchestra New York und das Berner Symphonieorchester

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